Auf die Frage: Gibt es ein klares Ja oder ein abwiegelndes Nein, können wir, das IID (Institut für Intimforschung und Dumfragerei) bewusst mit nein antworten. Aufgeschreckt durch einen anonymen Anruf eines parteilosen Mitarbeiter eines Third Party Kombinates, stellte der BND (Bund Neutraler Denker) aufwendige Nachforschungen in der italienischen Fabrik SG (Schliffstopfen für Glasflaschen) an. In beispielloser Kleinarbeit anhand zahlreicher Interviews gelang es, die Situation vom Ausgangspunkt über mehrdeutige Graphen bis hin zum singulären Ausgangspunkt nachzuvollziehen; zusammengefasst in der Studie über :

Information Added Value

Der einem Schwätzchen nicht ungeneigte CEO Mario Glicetti stellt - eigentlich mehr sich selbst - die rhetorische Frage: Benutzen wir in unserem Unternehmen ein Schreibprogramm ? Angeregt durch seine Tochter, die seit zehn Jahren japanische Kalligraphie in China studiert.

Hermann, der schmierige Assistent wittert seine Chance mal wieder ganz vorne zu sein und wirft es bei der folgenden Aufsichtsratssichtung geschickt in die Diskussion: Benutzen alle ein Schreibprogramm ?
Benutzt jeder im Unternehmen ein Schreibprogramm ?

Die drei Präsidenten - die Angst im Nacken - die Zeichen der Zeit zu verpassen, greifen den Punkt auf, notieren im Geiste: Wichtig! Hat Hermann gesagt ! Vorsicht ! Zurückhaltung ist angesagt ! 
Nein, Eigeninitiative ! CHEFSACHE !

4. Nov
Jeder der Präsidenten handelt umgehend und beruft ein Meeting mit seinen Vizepräsidenten ein. Thema: Jeder benötigt ein Schreibprogramm!
Die Vorschläge sind vielfältig und jeder verspricht, schnellstens Informationen über Schreibprogramme zu sammeln.

7. Nov
Auf den monatlichen Businessreviews verpflichten alle Vizepräsidenten ihre Daten über eventuell benutzte Schreibprogramme aufzulisten.

8. Nov
Die Direktoren arbeiten schnell und besprechen mit ihren Assistenten, welche Daten erforderlich erscheinen.
Es herrscht Krieg, und die beste Aufstellung entscheidet über Leben und Tod der Departments - ja, der gesamten Businessregions. Notwendig ist dann noch der Name des Programms, Preis, Anzahl der Lizenzen.

9. Nov
Das ist eine echte Chefaufgabe, die Knowhow verlangt und die Departmentleader delegieren sie an ihre Teamleader. Aber erforderlich ist noch der Supplier und die Licensenumber und Kaufdatum.
Natürlich können wir Excel dafür einsetzen.
Excel ? Was ist das ?
Das Stichwort für den IT-Director: Das ist ein Tabular Razor Programm.
Ach so, na dann ...
Und nun nochmal für unser Marketing : This is a table shaver program.

10. Nov
Unerwartet müssen alle Gruppenleiter zum Seminar 'Arbeiten - effektiv und rationell' ausgerechnet in dieser Woche.
Aber ist es nicht ohnehin effektiver und rationeller, den Leuten die Arbeit zu übertragen, die an der Basis sind ?
So gibt es jetzt in jeder Gruppe einen Champion, der die Daten zusammen zu tragen hat.
Und zwar mit genauem Kaufdatum, Wiederbeschaffungswert, Buchwert, OS Version, Medium, Sprachversion, Hinweis, ob die Mitarbeiter eine Schulung hatten oder nicht.

11. Nov
Dann kann es ja losgehen. ... naja, vielleicht nicht gerade heute am Freitag, die Weihnachtsfeier muß noch vorbereitet werden.

14. Nov
Der Chef beruft unerwartet ein Kickoff Meeting ein mit dem Thema: Was wird ab heute passieren mit Schreibprogrammen ?
Nebenbei werden die fünf AAAAA; Grundfeiler der Firmenphilosophie präsentiert: Alex Seiew - unser russischer Praktikant hat mich dann gefragt, was die 5A's bedeuten. Ja, so richtig konnte es ihm keiner erklären, aber in etwa das Gleiche wie die 5W, 4e, TripleX, 11i (haha Oracle Insiderwitz), oder in unserer türkischen Filiale : 5ü .

16. Nov
Der Chef lädt unerwartet zu einem zweitägigen Workshop ein mit dem Thema: Was ist bis heute passiert mit Schreibprogrammen ?
Er begrüßt uns und stellt die Frage: Wir müssen die Information an der Basis den in den Händen halten, nicht wahr ?!
Er wartet, bis alle Abt-, Gruppen- und Teamleiter ihre Zustimmung erklären (so circa 10 Minuten) und verläßt darauf die Sitzung, um zu einem wirklich wichtigen Meeting zu eilen. Die Abt-, Gruppen- und Teamleiter küren für jedes Team einen Champion - für die Fertigung bin das dann ich: Fritz Müller - und verlassen geschlossen die Veranstaltung, um dem Chef auf selbiger Sitzung zuvorzueilen.

17. Nov
Eigentlich sollte jetzt etwas passieren, aber so ausgepowert, wie wir es sind, rangiert jetzt das Daily Business mit Prio 1. Und jetzt soll mir keiner mit Leistungsverdichtung kömmen.

18. Nov
Die Champions treffen sich in lockerer Runde zum Tee in der Caféteria und beschließen, ein Survey auszuarbeiten, ...

21. Nov bis 25. Nov
womit die nächste Woche bis etwa Freitag mittag mit Mails, Chats und Netmeetings belegt ist, ach so und den Ausarbeitungen für die Umfrage.
Nun geht es aber los ...

28. Nov
Die folgende Woche offenbart eine instinktive Abneigung der Mitarbeiter an Um- und Ausfragen teilzunehmen. Und es bedarf einiger Überredungskunst, dem Individium Sinn und Zweck nahe zu bringen.

29. Nov
Die magere Ausbeute ermutigt eine Anzahl Champions, Unwillige auf den folgenden wöchentlichen Meetings namentlich zu nennen.

30. Nov
Mangelner Durchgriff der Vorgesetzten läßt die Champions zur Verzweiflungstat schreiten und die NonWillings am Schwarzen Brett zu veröffentlichen. Das wirkt Wunder und die Beteiligung schnellt auf wesentliche 65% der Belegtschaft, was einer aussagekräftigen Stichprobengröße gereicht wie QA meint.

1. Dez
Die Zeit scheint reif, der Leitungsebene Ergebnisse vorzulegen.
Der Inhalt ist gut und steht im Einklang zu den Erwartungen, jedoch hapert es mit dem Format und der Formatierung (da besteht in der Tat ein Unterschied) der Daten.

1. Dez 20:00 bis 2. Dez 2:34
In einer eiligst herbeigesehnten Nachtschicht adaptieren die Gruppenleiter das Format der Direktive.

2. Dez
Was zur positiven Akzeptanz des Direktors in seiner Breakfast Club Zusammenkunft führt, denn die Daten sind schleunigst an die VPs via Excel, Access, Powerpoint, Word, RTF, Plaintext zu senden.

3. Dez
Der Chef ist plötzlich weg, keiner weiß, wohin, zu wem, bis wann und überhaupt warum.

4. Dez
Der Chef verschickt ein Appointment zum dritten zweitägigen Workshop - ich muß etwas verpaßt haben - aus dem Ausland.

5. Dez
Auf dem Workshop diskutieren wir das unerwartete Feedback der VPs. Und die mittlerweile vom Seminar zurückgekehrten Gruppenleiter geraten in Bredrouille, weil die Formate unzipbar, inkompatibel, nicht vergleichbar sind und generell nicht mit der Fragestellung matchen. Zumindest die, die nicht mit Excel gearbeitet haben.

6. Dez
Wir sind jetzt soweit, ein Project durchzuführen.

7.Dez
Wie zu erwarten ist, erschlagen uns die 4 Probleme der Projektplanung:

Wir entscheiden uns dafür, den Projectscope auf low hanging fruits zu reduzieren - das heißt, ich glaube, es blieb nichts von den Anforderungen übrig, da wir mit dem Papierkram des Projektes zu 120% ausgelastet sind. 120% - das klingt sicher nach Überstunden, lässt sich jedoch handlen.

Geschäftsführer, VP, Direktor, AbtLeiter, Champion.

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