Wir, das Institut für Intimforschung und Dumfragerei (IID) sind sprachlos, Ihnen die bisher bis heute öffentlich geheim gehaltene Anweisung zur 

Bilateral Interaktionären Kommunikation

mit Beispielen zur praktischen Ausführung unter Zuhilfenahme von Francois de Supé, Professor für bilaterale interaktionäre Selbstgespräche und Kommunikation an der Universität zu Paderborn, Abt. Soest - [Sprache als Kommunikation mit mir selbst] vor zu stellen. Benutzen Sie nur diese Anweisung; wenn ein Unternehmen nicht weltweit mit sich selbst konkurriert, ist es aktionär nichts wert.

  1. Das Generale

    Die angeführten Beispiele bieten nur einen lauen ersten Hinweis auf die praktische Anwendung im Feld stammen sie doch gerade aus realen Satiren. Viel- wenn nicht sogar mehrfach sollten peinliche Gesprächslücken in Kombination zu mächtigen Satzkonstrukten konglomeriert werden.
    Es erweist sich als schwierig, wenn nicht gar so unerträglich, die Kunst der öffentlichen Überredung mit geschriebenem Wort auszudrücken. Wenn irgend möglich wurden die zu betonenden Worte unterstrichen.

  2. Die Präsentation der Partizipanten

    Lernen Sie Ihr Publikum kennen und reagieren Sie darauf; schließlich soll sich das Anhimmeln Ihrer Zuhörer lohnen. Dass Sie Ihren Vornamen, Namen und Titel nennen, ist selbstverständlich. Sollten Sie keinen Titel haben, neigen Sie nicht zur Übertreibung und maßen sich geschützte Kürzel wie Dr., Prof., Ing. grad, (FH), Dipl.Ing. an (StGB §132a). Und überhaupt: wen interessiert noch Ihr Grundschul-, Abschlußzeugnis oder gar Ihr akademischer Titel ? Sie leben hier und heute; und deshalb zeigen Sie, dass Sie :
    (Suchen Sie sich eine auf Sie passende Kreuzkombination aus der Tabelle)
    Projekt- leiter für angewandte Pseudosomatik
    Gruppen- manager für prähistorische Anachronismen
    Abteilungs- beirat für theoretische Müllverbrennung
    Bereichs- obmann für praktische Koloproktologie
    Filial- inhaber für sinnverwandte Parenthese
    Objekt- führer  für vordergründige Hintergründe
    Geschäfts- wart für durchsichtige Machenschaften

    Unterlassen Sie detaillierende Vorworte wie stellvertretender, Hilfs-, ; Sie stellen Ihr Licht doch nicht unter Ihren Scheffel. Das kann sich eh keiner merken und Sie treten doch ohnehin die Nachfolge an oder ?
    Lenken Sie spontan auf Ihre momentanen Tätigkeiten, wie ...

    konsolidieren der Portokasse
    umstrukturieren der Firmengeschichte
    ausgliedern der Personalabteilung
    integrieren der Quotenbeauftragten
    überarbeiten der Papierformulare
    beraten der Firmenleitung

    Im Prinzip haben Sie damit alles gesagt - kurz und prägnant. Kürzer wie 
    - Ich schließe mich meinem Vorredner an
      verwirrt das Auditorium und stellt unnötig hohe intellektuelle Anforderungen.

  3. Die Thematik respektive das Motiv des Konvents

    Dokumentieren Sie, dass Sie es wissen und die anderen nicht, geschickt mit :
    - Wie wir ja alle wissen, ... 
    Meist weiß jedoch keiner; nicht einmal der Sprecher.
    - Man kann sich vorstellen, dass ... 
    Entweder ist die Vorstellungskraft gigantisch oder das Problem geht im Grenzwert gegen Null.
    Nun verstärken Sie die Unwissenheit der Menge, indem Sie nach den drei Punkten den Satz abbrechen - bis hierhin haben Sie noch nichts Ihnen Vorwerfliches gesagt.
    Betonen Sie die immense Größe des Problems: 
    - Man kann das ja nur andenken
    In Sinne von : Tun können wir nichts.
    - Das ist ein langer Weg ...
    ... und wir haben nicht mal eine Karte!
    - Das muss Ihnen nichts sagen.
    - Sie brauchen Ihr Gedächtnis damit nicht zu belasten.
    bedeutet: 
    - mir sagt das auch wenig und ich kann mir nicht vorstellen, das es Ihnen etwas sagt (es sei denn, es ist ein Alien und Sie verstehen ein wenig Klingonisch)

  4. Die Relevanz

    Setzen Sie Ihre Aussagen örtlich und zeitlich ins rechte Licht. Woher erahnen Kleingeister, die Sie intellektuell unterlaufen, wie große - ich meine, wirklich große Zusammenhänge mit einander verflochten sind ?
    - Das ist weniger interessant in Europa oder in der Welt, mehr darüber hinaus.
    - Das ist nicht global genug.
    - Wenn wir jetzt nicht anfangen, 
    - Damit gehen wir in die Geschichte ein
    Werden Sie vertraut und verständlich; sprechen Sie jetzt zu den DumDödeln von 
    - In unserer Sparte
    - In unserer Ebene
    - In dieser Situation
    oder statt versöhnlich gleich persönlich:
    - Ihr Arbeitsplatz ... 

  5. Das Eingehen auf ein Thema

    Lassen den Gegenüber auch mal einen Vorteil und stellen sich dumm:
    - Geht das oder müssen wir das genauer spezifizieren ?
    - Das sagte ich bereits. Ich weiß nicht, ob Sie da schon da waren.
    - Wozu machen wir das ? Weiß ich auch nicht. Kommt im nächsten Kurs auch nicht mehr vor.
    Da Sie nicht die Antwort wissen, werfen Sie mit einem vielsagenden Blick in die Runde ein:
    - Mir stellt sich hier die Frage, ...

    Und beachten Sie das Gelernte aus Punkt 4 - Die Größe des Problems.
    - Ich würde der Frage eine andere Dimension geben (z.B.: die vierte)
    - Wenn man daran denkt, welche großen Projekte vor uns stehen

  6. Die Emotion

    Bringen Sie Ihr persönliches Gefühl ein:
    - Ich finde, das spannend oder
    - Das ist aber nicht so aufregend
    (Und Gott sei Dank, macht er sich vor Aufregung nicht ein.)
    Legen Sie sich keinesfalls fest und benutzen Sie konditionale Wörter :
    - Kann, - könnte, - würde 
    auch 
    - meinetwegen, - gefühlsmäßig oder ein langgezogenes - jaaaaaa, 
    tun ihr Werk.
    Geben Sie offen Ihren politischen Standpunkt und Ihre intellektuelle Relation zum Besten: 
    - Ehrlich gesagt dazu habe ich jetzt keinen Bezug
    - Das habe ich jetzt nicht so schnell verstanden

  7. Der Konsenz

    Stimmen Sie, schon des guten Willens halber zu und glänzen Sie mit rechtlichen Zwangsfragen wie: 
    - Die Frage ist schon berechtigt
    - Die Frage muss man stellen

    Doch Vorsicht: Hier steckt subversive Kontraproduktivität im Detail.
    - Das kann man vereinbaren
    - Ich habe den Verdacht, dass es klappen könnte

    Praktiker mit Hang zu populärwissenschaftlichen Tagträumen äußern dazu:
    - Ich finde die Idee interessant, aber es geht nicht
    - Ja, tatsächlich
    - Vielen Dank für den Hinweis. Das hätte ich gar nicht so schnell gefunden!
    (Wahrscheinlich nie)
    - Ja! Sie haben es selbst gesagt.
    - Es muss einen Grund geben, das ist jetzt aber nicht wichtig.

    Beziehen Sie Stellung zu abstrusen Aussagen oder Ereignissen:
    - Und das ist gut so! 
    - Und mit Recht!
    - Und warum auch nicht!
    - Und das muss man wissen.
    - Und das ist bisher praktisch nicht bewiesen!
    Beachten Sie das Bindewort UND - steigert es die Worte Ihres Vorredners und verknüpft elegant die Aussagen mit Ihrer Person.

  8. Das Präzisieren

    Nach dem Prinzip der partiellen Partizipation der 5 Ws (Wer, was, wann, wo, wie) weisen Sie Schuld und Sühne von sich und bestimmen Sie die lokale Lösung mit:
    wer?        - Das macht bei uns die Linie
    was?       - Das ist ein Feature , kein Bug
    wann?     - Das ist historisch gewachsen
    wo?        - Das wäre gut in Bayern, wenn es lokal konsistent ist
    wie?        - Die Antwort lautet : JA!
    wie?        - Hatte ich bereits gesagt
    wie viel?  - Über 10%, mehr noch,  sogar massenhaft

    Besser noch: geben Sie dem anderen keinen Hinweis und fordern Sie:
    - Sagen Sie es konkret
    - Machen wir doch mal Nägel mit Köpfen

    Möglicherweise zwängt ein Teilnehmer Sie an die Wand und kreist Sie mit den 5 Ws ein. Da Sie nunmehr die Tricks kennen, verwenden Sie non nummerale  und schwer zu quantelnde Begriffe wie 
    - nie, jetzt , immer, mehr
    - keine, wenige, einige, viele, alle
    - überhaupt , alles
    - keiner, jemand, alle

    Stellen Sie die umfassenden Frage mit
    - Und das passiert immer und überall ?

    Steigern Sie !
    - nicht nur in Europa oder der Welt, nein überall !
    Physiker neigen zu es überzuformulieren:
    - Es ist Zeit- und Ortsunabhängig - also recht inhomogen.

  9. Das Repetitieren

    Man kann es nicht oft genug wiederholen, immer wieder und wieder. Es wirkt wie ein Bohrhammer, der sich bei den Zuhörern an der gleichen Stelle ins Gehirn meißelt. Vermeiden Sie jedoch das äußerst klonische und tonische Repetieren - im Volksmund Stottern genannt. Im übrigen nicht, also wirklich nicht, ich sagte: nicht wiederholen - wie-der-ho-len, lesen Sie das folgende Kapitel.:

  10. Die Retrozession

    Hiermit offenbart sich Ihnen die Möglichkeit, zügig zu sprechen, ohne gleich redundant zu werden.
    Also: Fragen Sie, ob das Auditorium Sie verstanden hat. Nichts kann schlimmer sein, als würden Sie missverstanden. Schmeißen Sie ad hoc in nicht enden wollende Monologe die Fragen ein:
    - Verstehen Sie ?
    - Können Sie mir folgen ?
    - Oder was ?
    - Sehen Sie, worauf man achten muss ?
    in britischen Unternehmen alternativ mit dem Nachsatz:
    - Können Sie mir folgen, können Sie ?

    Lassen sich jegliche Rückzugswege offen und schließen ein Kapitel mit :
    - Wenn man so möchte!?
    Wie unser letztes Beispiel verbindlich zeigt, handelt es sich um rhetorische Fragen, die nur Narren versuchen zu beantworten... nun ja, das sind etwa 80% der Bevölkerung; sprechen Sie mit den anderen 80%.

  11. Das Einbringen der Individualität

    Machen Sie auf sich auf sich aufmerksam und zeigen Sie, dass Sie mindestens ebenso intelligent sind wie Ihr Vorredner mit: 
    - Wie ich es in einigen Büchern gelesen habe (Ich kann lesen)
    - Das wäre meine Frage gewesen.
    (Ich weiß es)
    - Das hab ich natürlich im Rahmen meines Studiums gelernt
    (Ich habe sogar studiert)
    - Wie ich es in meinem Buch geschrieben habe
    (Ich kann schreiben)
    - Ich weiß ja heute schon, ... 
    (Ich bin Prophet)
    - Wie ich es in meinen 10 Geboten geschrieben habe
    (Ich bin GOTT)

    Allerdings bedenken Sie die Größe Gottes oder gar die Ihres Vorgesetzten und relativieren Sie:
    - Das müssen andere Herren entscheiden.
    - Mein Management sagt mir, ...   
    Hier hören wir jedoch eindeutig, wem das Management gehört.
    - Das muss der Herr entscheiden.

    Entscheiden Sie nicht unüberlegt; lassen Sie andere entscheiden :
    - Wir sind alle von Zwängen geprägt (wir entscheiden nicht)
    - Das ist eine Businessentscheidung (wir sind nicht businessrelevant)
    - Darauf haben wir haben keinen Einfluss (außerhalb unserer Kompetenz und geistigen Möglichkeiten)
    - 15 Etagen höher
    (wir hausen im Souterrain)
    - Entscheidungen können wir nicht treffen
    (wir sind zu klein)
    - Das wird von oben aufgedrückt (wir sind Sklaven)
    - Wir wissen nicht, wer das entscheidet
    (wir sind NICHTS)

  12. Selbstkritik

    Benutzen Sie folgende Sätze nie subjektiv 
    - Das war natürlich Quatsch
    - Das könnte man auch sauber formulieren
    - Ist ja egal, ob ich das logisch finde

  13. Das Kontern

    Kontern Sie Warum Fragen mit Gegenfragen
    - Warum ? Ja, weiß ich auch nicht, das frag ich Sie jetzt ! 
    Wiederholen Sie den Redner und stellen zweifelnd die Behauptung in den Raum:
    - Sie müssen sagen, ob Sie das meinen.
    Säen Sie geschickt Zwietracht: Hegen Sie Zweifel nicht direkt, sondern lassen Sie Selbstzweifel aufkommen mit:
    - Ich sehe da einen kleinen Unterschied
    - Genau betrachtet
    - Der Teufel liegt im Detail
    - Überlegen Sie doch mal - das habe ich Ihnen bereits erklärt
    oder dramatisch mit:
    - Sie wissen, was das für Sie persönlich bedeutet?

  14. Die Digression

    Sind Sie nicht von anderen Teilnehmern organisatorisch, politisch oder sexuell abhängig, eignet sich esoterisches Abschweifen zu gekonnten Themenwechseln, die Ihnen Zeit lassen, sich auf das Thema zu konzentrieren, während sich die anderen die Haare raufen, um den roten Faden nicht zu verlieren. 
    - Gibt es irgend einen Zufall ?
    - Ist Gott Waise ?
    - War Moses wasserscheu ?

    Leiten Sie Themenwechsel auch bei unerwartetem Einsetzen von ignoranten und dümlichem Nachfragen mit langgezogenen Wörtern ein:
    - Naja
    - GUT -
    womit nicht Global Unified Theory gemeint ist 
    - tja

  15. Das Retournieren

    Stellen Sie die fragliche Frage selbst, damit sind Sie der Antwort enthoben : 
    - Die Frage ist ja, ... oder auch nur : 
    - Aber das ist ja schon die nächste Frage
    .
    - Na ja, aber unter der Vorraussetzung, dass dann ergibt sich die Frage

    Machen Sie jetzt endlich Nagel mit Köpfen und beantworten die Frage gleich selbst :
    - Ich sag Ihnen jetzt mal, warum : ...

  16. Die Konfusion

    Stimmen Sie dem Vorredner zu und behaupten das Gegenteil - die Verwirrung wird perfekt sein.

    Erst antworten, dann fragen :
    - ich habe die Frage, glaube ich, nicht richtig verstanden

    Benutzen Sie adverbe Wortendungen in Verbindung mit Substantiven wie :
    - artig,  
    - mäßig,
    - technisch
    im Sinne von global galaktisch gesehen oder auch nur system remanent.

    Setzen Sie Ihr Fachwissen ins rechte Licht: verwerten Sie nachfolgende Fremdworte in jeder sich anbietenden Gelegenheit:
    - prozedural, Portabilität, Modularität, respektive, en bloc, Konstrukt, Kontext
    Lassen Sie die Menge an Ihren eigenen aha Erlebnissen teilhaben:
    - Daraus leitet sich doch die logistische Kette ab
    - Keine Buchung ohne Beleg

  17. Das Resumeé (Konklusion)

    Zum Schluss das Beste
    - Da kommen wir zu Kern der Sache, Ding, Gegenstand
    - Also, was ich jetzt hier mitgenommen habe
    - Der Schluss ist gut durchdacht

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